Sich Herrliberger

 

Geschichte des Schloss Wetzikon

Elisabeth von Wetzikon

Die Ursprünge des Schlosses Wetzikon gehen ins tiefe Mittelalter zurück. Wohl schon in der Zeit um 1044, als in einer ersten Urkunde die Rappoldskirche erwähnt wird, waren die Freiherren von Wetzikon die Bewohner im Schloss. Freiherr Ulrich von Wetzikon starb 1269 und wurde als Johanniter wohl im Ritterhaus Bubikon begraben. Er hinterliess zwei Kinder, Johannes von Wetzikon und Elisabeth von Wetzikon. Letztere war als Äbtissin im Fraumünsterstift Zürich damals die höchste Würdenträgerin der Stadt. Sie konnte 1273 den frisch gewählten König Rudolf I. von Habsburg in Zürich empfangen, ein ihr treuer Verbündeter. In Ihrer Amtszeit von 1270 bis 1298 hat sie unzählige Urkunden unterzeichnet und Ländereien erworben, die bis heute im Besitz der Stadt geblieben sind (z.B. der Sihlwald). Als weitsichtige und liberal denkende Person war sie eine der massgeblich an der Meinungsbildung der Innerschweizerischen Aufständischen beteiligt, die dann 1291 im Rütlischwur gipfelten. Die Fraumünsterabtei war damals im Besitz von strategisch wichtigen Gebäuden und Ländereien im Urnerland.
Zu Ehren der berühmtesten Wetzikerin der Frühgeschichte wurde im Herbst 2008 im Beisein von Vertreterinnen der Gesellschaft zu Fraumünster Zürich im Widum-Quartier die Elisabethenstrasse eingeweiht. Die Gesellschaft widmet ihr viertes Jahrheft 2010 dieser aussergewöhnlichen Persönlichkeit.
Freiherr Johannes von Wetzikon als letzter Vertreter dieser hoch- und uradligen Familie verstarb 1340.

Die späteren Besitzer

in den folgenden Jahrzehnten folgten häufige Besitzerwechsel zwischen verschiedenen Familien des Landadels wie von Ebersberg, Breiten-Landenberg, Altlandenberg, u. a. 1527 wurde das Schloss samt zugehöriger niedriger Gerichtsbarkeit an den "reichen Bauern" Heinrich Weber aus Egg verkauft. 
Es folgten weitere Besitzerfamilien, bis 1606 das Schloss an den Junker Hans Rudolf Meiss von Zürich überging. Er war mit Anna Maria von Ulm verheiratet und gab 1616 – 1620 dem Schloss durch grosse Neubauten die heute noch erhaltene Gestalt(Stich von David Herrliberger von 1775 ) . Die Familie Meiss war dem Schloss Wetzikon rund 150 Jahre treu. Ab 1755 folgten weitere Familien, bis 1798 blieb auch die Gerichtsherrlichkeit mit dem Besitztum verbunden. Mit dieser Funktion verbunden war damals die Lagerung und gerechte Verteilung von Salz. Das Salzhaus ist noch heute – wenn auch mit anderem Inhalt – erhalten.  Nur 25 Jahre nach dem Zusammenbruch des Feudalsystems wurde das Schloss 1823 an einen Fabrikanten und Spekulanten Friedrich Nagel aus Paris verkauft.

Industrie- und Sozialgeschichte 

Dieser sah im Weiterbestand des mächtigen Turmes, der ursprünglich die Burg Wetzikon schlechthin bedeutete keine Bedeutung mehr und liess diesen abtragen. Mit dem Baumaterial wurde eine Fabrik erstellt, die Spinnerei in der Schönau. Aus heutiger Sicht erstaunt das Tempo der damalige sozialen und industriellen Umwälzungen. 1815 richtete der später als Spinnerkönig bekannt gewordene Heinrich Kunz in der Stegenmühle erstmals externe Arbeitsplätze für Spinner ein, für die armseligen Heimarbeiter ein grosser Fortschritt. Nur acht Jahre danach entstand aus den Trümmern des Schlossturm eine richtige Fabrik! Einige Jahre später folgten die Umstürze mit dem Brand von Uster und der Gründung des Staates Zürich mit der neuen Kantonsverfassung 1833.

Das jüngste Kapitel 

Mit einer zufälligen Begegnung des Seidenbeutelfabrikanten und damaligen Schlossbesitzers, Herr Homberger mit dem jungen Johannes Meier begann im Frühling 1907 das jüngste Kapitel in der Geschichte des Schlosses Wetzikon. Der Architekt konnte die Liegenschaft für seine Familie und diejenige seines Bruders erwerben. In den folgenden Jahren wurde das Haus nebst von einem Architekturbüro von zwei Familien mit je 6 Kindern bewohnt. Die Räume wurden respektvoll den sich laufend verändernden Bedürfnissen angepasst, das ehemalige Salzhaus wurde in eine Autogarage für den legendären Ford Mod. T umgewandelt.
Heute befinden sich im Schloss zwei Wohnungen und verschiedene Büroräume, es befindet sich im Besitz von Beat Meier.

Zur Baugeschichte

Leider ist uns über die Baugeschichte der Ursprünge des Schlosses und der vorherigen Burg Wetzikon nicht viel überliefert. Es darf angenommen werden, dass die Anlage in den Anfängen aus dem Burgfried im Osten sowie dem Hof bestand. Die Befestigung wurde durch einen ringsum laufenden Wassergraben gewährleistet, der vermutlich wie damals üblich mit einer Zugbrücke überwindet werden konnte. Der Turm konnte nur durch eine bewegliche Leiter rund 10 m über Boden "betreten" werden, im Erdgeschoss befanden sich Kellerräume und der Kerker, sicher umgeben von bis 2 m dicken Mauern. Der Aufbau des Westturms im Hof, vermutlich anfangs 15. Jahrhundert, brachte mit sich, dass die "Burg" Wetzikon fortan als "Schloss" in den Urkunden erwähnt wurde. Eine Illustration von Edlibach von 1489 zeigt diesen Zustand. Der von Junker Hans Rudolf Meiss zwischen dem Turm und dem "Westbau" erstellte Zwischenbau enthält das neue Treppenhaus sowie einen prächtigen Gerichtssaal sowie das Privatbüro des Gerichtsherrn. Der Saal ist mit 2 farbigen und kunstvoll behauenen Sandsteinsäulen dekoriert, an Türen und im Büro sind noch originale Holzeinlegearbeiten erhalten. Ein 1604 datierter und reichverzierter Winterthurer Kachelofen im Wohnraum im 2. Stock wurde Ende des 19. Jahrhunderts abgebaut, er liegt seither in Kisten verpackt im Lager des Landesmuseums in Zürich. Mit dem Abbruch des Turms 1823 wurde der Wassergraben mit dem Bauschutt aufgefüllt. Er ist heute nur noch im Bereich des Schlossbaches zu erahnen.  Die mächtige Jahrhunderte alte ehemalige Gerichtslinde im heutigen Vorgarten musste im Juni 1952 leider aus Sicherheitsgründen gefällt werden, ein Spektakel, dem alle Wetziker Schulkinder beiwohnen durften. Der Schlossbach wurde ca. 1936 unter die Eggstrasse an die südöstliche Grenze des Gartens gelegt, teilweise überdeckt und kanalisiert. Anlässlich der 2006 durchgeführten Hochwasserschutz-Massnahmen wurde er auf weiten Strecken renaturiert und freigelegt.